Im VW-Bus zur Miss-Wahl
„Little Miss Sunshine“ ist eine satirische Komödie über Familienzwist, Schönheitsideale und den amerikanischen Traum. Sehr schräg!
Im Leben von Richard Hoover (Greg Kinnear) ist nicht alles so, wie es sein sollte: Sein Sohn schweigt die meiste Zeit des Tages, sein Vater wird aus dem Seniorenheim delogiert, seine Frau (Toni Collette) hat das Vertrauen in Richard verloren und sein Schwager hat einen Selbstmordversuch hinter sich. Nur Richards kleine Tochter Olive teilt den Lebensoptimismus ihres Daddys: Das 7-jährige pummelige und aufgeweckte Mädchen träumt davon, eine Schönheitskönigin zu werden und will unbedingt am „Little Miss Sunshine“-Contest teilnehmen. Denn dort wird jedes Jahr der Beauty-Nachwuchs gekürt. Olive gelingt es tatsächlich, die Vorjury zu überzeugen – und wird zur Wahl nach Kalifornien eingeladen. Die ganze Familie macht sich im VW-Bus auf – doch schon bald liegen die Nerven blank. Denn das Zusammensein im Bus bringt kleine Katastrophen und große Krisen ans Tageslicht. Aber die Hoovers werden sich schon arrangieren, und am Ende vielleicht gar als zusammen gewachsener Familienclan dastehen.
Beim Sundance Filmfestival 2006 war „Little Miss Sunshine“ einer der Höhepunkte des Programms. Der schräge Humor des Films beeindruckte Publikum und Kritik gleichermaßen, für die Erstlingsregisseure Jonathan Dayton und Valerie Faris (beide arbeiteten bisher als Videoclip-Regisseure) gab es viel Lob. Vor allem, weil ihnen mit „Little Miss Sunshine“ nicht nur ein entlarvender Blick hinter die Kulissen des Mythos vom amerikanischen Traums gelang, sondern auch eine satirische Komödie über Schönheitsideale und Familienleben.
„Uns sind viele Projekte mit einem starken stilistischen Schwerpunkt angeboten worden, deshalb gefiel es uns, dass dieses Projekt gerade weit davon entfernt schien“, sagt Videoclip-Spezialist Dayton. „Natürlich ist uns Stil wichtig, aber wir liebten einfach diese Figuren, und das war hier das Wichtigste. Wir wollten uns bei diesem Projekt darauf beziehen, was wir am meisten im Kino lieben. Dieser Film sollte eine Hymne an die Exzentrik sein.“ Und Faris fügt hinzu: „Ohne die Dinge, die wir an diesem Stoff liebten – die vulgäre Sprache und das ausgefallene, exzentrische Verhalten – wäre es die perfekte Familienkomödie gewesen. Aber wir waren an einem Film interessiert, der den Wert der Familie, nicht typische Familienwerte vermittelte“.
Für die männliche Hauptrolle konnte Greg Kinnear (bekannt aus Filmen wie „Besser geht's nicht“ oder „Wir waren Helden“) gewonnen werden, weil er die Story so amüsant fand. „Da ist also diese Familie, die sich auf eine relativ einfache Reise begibt – und plötzlich erkennt man diese komplexe Familiendynamik, die dafür sorgt, dass sich jeder von ihnen verändert“, sagt Kinnear. „Es ist ein sehr witziger Film mit eher düster gefärbten humoristischen Tönen, gleichzeitig aber auch irgendwie positiv und optimistisch geprägt. Unerwartete Wendungen zeichnen ihn aus, und das finde ich ziemlich erfrischend.“
Quelle: Archiv/M.Greuling